Der Brusler Dorscht

1. Lebt´ einst ein Graf im Kraichgauland,
Graf Kuno war der Held,
der hatte einen Höllenbrand,
doch leider wenig Geld;
im Rappen war sein Stammlokal,
dort saß er Tag und Nacht
und hat gar manches Zechgelag
auf fremden Pump gemacht.

         Ja der Dorscht, ja der Dorscht, ja der alte Brusler Dorscht
        war die Leidenschaft des Grafen, alles andre war ihm worscht.
        Ja der Dorscht, ja der Dorscht, ja der alte Brusler Dorscht
        war die Leidenschaft des Grafen, alles andre war ihm worscht.

2. Vom Eichelberg bis an den  Rhein
war all´s sein Eigentum;
der schöne Lusshart-Wald war sein
und sonst noch viel drum rum;
doch freute ihn kein grüner Wald,
kein Jagen auf der Au,
das schönste Mädchen ließ ihn kalt,
er liebte keine Frau:                                Bloß der Dorscht...

3. Der deutsche Kaiser Heinerich
war mütterlicherseits
des Grafen Kuno Pätterich
und Gläubiger bereits.
Der hat ne Hypotheke auf
das alte Brusler Schloß,
so daß des Grafen Lebenslauf
den Kaiser sehr verdroß.                       Denn der Dorscht...

4. Doch einen schönen Tages war
vorbei die große Not,
´s war grad am Anfang Februar,
da war der Kuno tot.
Doch an die Brusler hat gedacht
er bis ans Lebensend,
und als die Teilung ward gemacht,
das stand im Testament:

         Meinen Dorscht, meinen Dorscht, meinen alten Brusler Dorscht
        erben meine Landeskinder, alles andre is mir worscht!
         Meinen Dorscht, meinen Dorscht, meinen alten Brusler Dorscht
        erben meine Landeskinder, alles andre is mir worscht!

Melodie: Der kreuzfidele Kupferschmied (C. Peter)
Text:        mündl. überliefert;

Das Original ist vermutlich die fünfstrophige Version von O. Oppenheimer aus Bruchsal;
s. dazu: "Lieder zur Laute mit Wort und Weise und Lautensatz", hrsgg. von Dr. Hans Ebbecke, Stuttgart 1921, S. 8 f.

(Für diesen Hinweis herzlichen Dank an Angelika Roegele!)